Die „Beamten Kolonie“ (heute umgeben von der Überfuhrstraße, der Kerpengasse, der Mallygasse und der Weißenwolfgasse) wurde 1912/1913 gebaut. 1913 hat die Familie Alsch dort schon gewohnt. Das geht daraus hervor, dass sich Postkarten aus diesem Jahr erhalten haben, die dorthin adressiert waren.
Davor lebte die Familie in Großjedlersdorf in den sogenannten Nordbahnhäusern und zwar in der Rieplgasse 3. Seit 1913 heißt diese Gasse Werndlgasse. Die Nordbahnhäuser wurden etwa 1870 fertiggestellt. Sie waren als Wohnhäuser für Arbeiter der Kaiser Ferdinand Nordbahn errichtet worden.
Umzug in das neue Haus
Der Vater Josef Alsch senior war Werkführer der Kaiser Ferdinand Nordbahn (später Werkführer der k.k. Staatsbahnen), was sicherlich der Grund dafür war, dass die Familie Unterkunft in dieser Wohnhausanlage bezogen hatte. Aber offenbar wollten sie die Wohnsituation verbessern, und der Vater kaufte 1912 gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Karl eine Doppelhaushälfte in der zuvor angesprochenen „Beamten Kolonie“ in der Überfuhrstraße.
Im Jahr 1913 zieht die Familie Alsch in das neue Haus ein. Der Vater Josef Alsch senior (58 Jahre) war Beamter der k.k. Staatsbahnen, der Sohn Karl (26 Jahre) war Lehrer. Es sollten aber zusätzlich noch die Mutter Barbara (56 Jahre), Hausfrau, die beiden Töchter Rosa (27 Jahre), Kindergärtnerin, und Marie (22 Jahre), Postbeamtin, sowie die Söhne Josef (19 Jahre), Postbeamter, und Franz (17 Jahre) in das neue Haus einziehen.

Das neue Haus liegt in der Überfuhrstraße in der Schwarzlackenau. Diese Straße führte schon seit langer Zeit quer über die Insel der Schwarzlackenau und verband die Überfuhr über die Schwarze Lacke (ein Seitenarm der Donau) mit der Überfuhr über den Hauptstrom der Donau.
Der Hausbau
Ab 1912 wird gebaut. Grundeigentümer ist das Stift Klosterneuburg. Bauträger ist die „Gemeinnützige Floridsdorfer Beamten Baugenossenschaft, r.G.m.b.H, XXI Brünnerstraße № 23“.




1912 – 1918

In diesem Zeitraum hat nach Franz Polly die Situation wie folgt ausgesehen:
Dort wo die Überfuhrstraße auf den Hubertusdamm traf, befand sich das Gasthaus Koller „Zur Fischerhütte“. Dieses ist 1876 von Johann Koller errichtet worden und hat bis in die 1980er bestanden, wo es dann von der Donauuferautobahn verdrängt wurde.


Weiter in Richtung Jedlesee befand sich die „Milch-Hüttn“ der Konditorei Cabla aus der Prager Straße 39. Anlässlich des Kirtags wurden dann noch zusätzlich jedes Jahr Schiffschaukeln aufgestellt.
Noch weiter in Richtung Jedlesee befanden sich dann die Häuser der „Beamten Kolonie“, welche im Volksmund „Villen“ genannt wurden. Die Siedlung ist hier etwas lieblos eingezeichnet und unvollständig.
Gegenüber dem Gasthaus Koller gab es eine Gärtnerei und in Richtung Jedlesee schloss der sogenannte „Jedleseer Prater“ an. Er bestand aus einer „Schießhalle“, „drei Hutschen, deren Sitze und Lehnen mit schon sehr verblichenem roten Samt überzogen waren“ und einem Ringelspiel. Das Ringelspiel wurde mit Muskelkraft betrieben, indem man im Dach im Kreis gehen und es dabei durch einen Hebel in Drehbewegung versetzen konnte. Den „Jedleseer Prater gab es noch im Zweiten Weltkrieg.
Im Winter 1918/19 wurder der Auwald der Schwarz Lackenau gerodet.
1925

1930
1932
wird der straßenseitige Holzzaun entfernt und ein neuer Zaun errichtet, der heute (2023) noch steht. Der neue Zaun hat einen betonierten Sockel und darauf ein Metallgitter.






1939
wird die gartenseitige Veranda erweitert und als Wohnraum ausgebaut. Zu diesem Zeitpunkt lebt im oberen Geschoß die nächste Generation der Familie, also Josef Alsch mit seiner Frau Hilde, sowie die beiden Söhne Josef und Helmut. Im Erdgeschoß lebt die Oma Barbara Alsch und ihre beiden Töchter Rosa und Marie. Der Opa Josef Alsch senior ist mit 78 Jahren 1933 gestorben. In den neuen Raum zieht Tante Rosa ein.





Zweiter Weltkrieg
Wenig ruhmreich war die Situation im Haus unter der Naziherrschaft. So hing eine Hakenkreuzfahne vom Giebel bis zum Boden. (Die Fahnenstange mit dem roten Stoffrest, der übrig blieb, als die Fahne wahrscheinlich beim Herannahmen der Roten Armee eilig vernichtet wurde, liegt heute noch auf dem Dachboden.) Ein Radioapparat im offenen Fenster im 1. Stock übertrug Hitlerreden und auf der Straße sammelte sich eine Gruppe von Zuhörer:innen. Im Haus gab es aber nicht nur Begeisterung für Hitler sondern auch Widerstand, Streit zwischen den Generationen, vor allem zwischen dem Vater und dem älterem Sohn
Der Keller fungierte als Luftschutzeinrichung. Dort wo heute der Sportplatz Columbia ist, war ein Lager für Zwangsarbeiter:innen. Bei Flugangriffen fand der Aufseher des Lagers im Keller des Hauses Schutz, während die Zwangsarbeiter:innen auf dem Überschwemmungsgelände schutzlos den Fliegerangriffen ausgesetzt waren. Einmal trafen mehrere Bomben auf das Gelände und führten zu zahlreichen Toten und Verletzten unter den Zwangsarbeiter:innen. Abgerissene Gliedmaßen lagen in der Gegend und vor den Eingang des Nachbarhauses war eine Leiche geschleudert worden, die die Türe blockierte.
Nachkriegszeit
Am Ende des Krieges war im Nachbargarten ein Bombentrichter. Das Dach des Hauses hatte Löcher und die Fenster waren entglast.
Die Plünderung des Hauses durch einen russischen Soldaten unmittelbar nach Kriegsende, konnte durch energisches Eingreifen und ein Gespräch auf Russisch abgewendet werden.
Russische Soldaten wurden einquartiert. Sie nahmen aber Rücksicht auf das Haus und seine Einrichtung, sodass nichts beschädigt wurde.
1950er Jahre





1983
wurde der Gehsteig endgültig hergestellt.
2020
