
Und 30 Jahre später:





Barbara Alsch (geborene Hable), * 1857 † 1943
Barbara Hable kommt von einem Bauernhof aus Bergreichenstein im Böhmerwald. In Wien arbeitet sie als Kindermädchen und trifft ihren späteren Ehemann Josef Alsch senior, der auch aus Bergreichenstein stammt. Gemeinsam haben sie sechs Kinder, von denen fünf überleben: Rosa, Karl, Marie („Mitzi“, „Marei“), Josef und Franz.

(Franz) Josef Alsch senior, * 1855 † 1933
ist der Sohn eines Bäckers aus Bergreichenstein im Böhmerwald. Er hat die Schlosserlehre absolviert und arbeitete als Werkführer bei der Kaiser Ferdinand Nordbahn in Großjedlersdorf (heute Floridsdorf/Wien).
Ab 1913 lebt er mit seiner Familie in der neu errichteten „Beamten Kolonie“ in Jedlesee an der Überfuhrstraße. Davor wohnte die Familie in den sogenannten „Eisenbahnerhäusern“ oder „Nordbahnhäusern“ in der Riepelgasse 3 (heute Werndlgasse).





Rosa Alsch, * 1886 † 1961
ist eine Tochter von Barbara Alsch (geborene Hable) und Josef Alsch senior und das älteste Kind der Familie. Sie wurde Kindergärtnerin, blieb selbst kinderlos, heiratete auch nicht und lebte bis zu ihrem Tod in der Überfuhrstraße.
Karl Alsch, * 1887 † 1919
ist ein Sohn von Barbara Alsch (geborene Hable) und Josef Alsch senior. Er ist ein Jahr nach Rosa geboren und das älteste männliche Kind. Er stirbt mit 32 Jahren an Tuberkulose. Von Beruf war er Lehrer. Gemeinsam mit seinem Vater kaufte er das Haus in der Überfuhrstraße. Er hatte vor seinem Tod eine Partnerin, vielleicht sogar Verlobte. Er heiratete aber angesichts seiner Krankheit nicht, auch um das Haus im Eigentum der Familie zu halten. Dort lebten ja zu diesem Zeitpunkt seine Eltern Barbara und Josef, sowie seine Geschwister Rosa, Marie und Josef, sowie wahrscheinlich auch noch Franz.

Marie Alsch („Mitzi“, „Marei“), * 1891 † 1964
ist eine Tochter von Barbara Alsch (geborene Hable) und Josef Alsch senior. Auch sie blieb kinderlos und heiratete nicht. Sie arbeitete als Postoffiziantin, und zwar in der Telefonvermittlung im Fernmeldeamt. Als das Selbstwahlsystem eingeführt wird, verliert sie ihren Job und geht in Pension. Sie soll sehr resolut gewesen sein und in der Küche im Erdgeschoß der Überfuhrstraße mit einem Kopfhörer an einem langen Kabel herumgegangen sein und Radio gehört haben.
Josef Alsch medior, * 1894 † 1958
ist ein Sohn von Barbara Alsch (geborene Hable) und Josef Alsch senior. Auch Josef Alsch medior fängt bei der Post zu arbeiten an. 1914 wird er zum Militär eingezogen und an die Ostfront in Galizien geschickt. 1915 lernt er, als er in Hohenstadt (Zábřeh) in Nordmähren stationiert ist, seine spätere Frau Brunhilda Hajek (Hilde) kennen. Nachdem er 1919 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, heiraten die beiden 1921 in Tattenitz/Nordmähren. Die beiden leben aber in Wien in der Überfuhrstraße. Sie haben zwei Kinder: Josef und Helmut.
Die Niederlage im Ersten Weltkrieg, sowie die Friedensverträge empfindet er als große Ungerechtigkeit. Er wird überzeugter Nationalsozialist.

Hilde Alsch (geborene Hajek), * 1898 † 1988
wurde in Freiwaldau/Schlesien geboren. Sie ist die Tochter von Marie Hajek (geborene Exner) und Bruno Hajek. Als sie ihren späteren Mann Josef Alsch medior kennenlernt ist sie 17 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in Tattenitz/Nordmähren. Ihr Vater Bruno ist dort Oberpostmeister.
Nach der Hochzeit 1921 zieht Hilde nach Wien in das Haus in der Überfuhrstraße. 1924 bekommt sie ihr erstes Kind Josef, 1933 folgt Helmut. Die Familie lebt im oberen Stockwerk. Im Erdgeschoß leben die Eltern Barbara und Josef senior, sowie die Schwestern Rosa und Marie.




Josef Alsch junior, * 1924 † 1964
ist ein Sohn von Hilde Alsch (geborene Hajek) und Josef Alsch medior. Er rebelliert gegen seinen Vater und sympathisiert mit dem Widerstand gegen die Nationalsozialist:innen. Nach dem Krieg zieht er aus der Überfuhrstraße aus und kauft eine kleine Wohnung in der Schlosshoferstraße beim Bahnhof Wien Floridsdorf.
Er war ein geselliger fröhlicher Mensch, der sehr viel unternommen hat. Er bleibt kinderlos und unverheiratet. 1964 verunglückt er mit dem eigenen Boot auf der Donau. Das leere Boot wird am Anfang des Donaukanals bei Nussdorf angeschwemmt. Sein toter Körper wird in Ungarn angespült, wo er auch begraben ist.
Helmut Alsch („Florli“, „Flordi“), * 1933 † 2021
ist der Sohn von Hilde Alsch (geborene Hajek) und Josef Alsch medior. Er absolviert die Lehre zum Taschner und arbeitet in diesem Beruf, zuletzt auch selbstständig in der Überfuhrstraße, in der er einen Raum als Werkstatt nutzt.
Nach dem Tod von Marie 1964 ist das Haus nur mehr von ihm und seiner Mutter bewohnt. Somit vermietet er das untere Stockwerk an die Familie Tschutter, welche dort bis in die 1980er Jahre wohnt.
1988 stirbt seine Mutter, die zuvor schon in ein Heim in Klosterneuburg übersiedelt worden ist. Florl selbst wohnt bis zu seinem Tod 2021 in der Überfuhrstraße, wo er somit sein ganzes Leben verbrachte.
Franz Alsch, * 1896 † 1951
ist der Sohn von Barbara Alsch (geborene Hable) und Josef Alsch senior. Mit 18 Jahren wird er zum Militär eingezogen, um im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Nach dem Krieg bleibt er bei der Armee.
Er heiratet Anna Fenzl und hat zwei Kinder mit ihr: Elfriede und Ilse.
1945 ist er als Offizier der Wehrmacht in Wien stationiert. Er will die ihm untergebenen Soldaten nicht in russische Gefangenschaft kommen lassen und flieht mit seiner Truppe daher nach Westen, um sich den Amerikaner:innen zu ergeben. Seine beiden Töchter nimmt er dabei mit, weil er sie zu seinen Verwandten nach Bergreichenstein im Böhmerwald bringen will. Seine Frau Anna ist ein Jahr zuvor (1944) gestorben.
Die Amerikaner:innen überlassen ihn den Russ:innen. Erst einige Jahre später kehrt er aus der russischen Gefangenschaft zurück und stirbt bald darauf an den Folgen (1951).
Die beiden Töchter (22 und 16 Jahre) werden mit Kriegsende aus Bergreichenstein/Tschechien vertrieben und gehen zu Fuß zurück durch das von den Russ:innen besetzte Niederösterreich nach Wien.
Anna Alsch (geborene Fenzl), * 1901 † 1944
ist eine Tochter von Barbara Fenzl und Johann Fenzl. Bei den Fenzls handelt es sich um eine alteingesessene Jedleseer Familie. Die Großeltern betrieben eine Pferdewechselstation in der Pragerstraße gegenüber der ehemaligen Brauerei. Das Haus der Pferdewechselstation existiert schon lange nicht mehr. Von der Brauerei ist 2022 nur noch ein ganz kleiner Teil vorhanden, in dem das „Jesus House“ und das Restaurant „Babylon“ untergebracht sind).
Die Familie besaß zwei Mehrparteienhäuser in Jedlesee (Jeneweingasse). Anna und Franz haben zwei Töchter, nämlich Elfriede und Ilse. Anna stirbt mit 43 Jahren an einer Darmerkrankung.
Elfriede Alsch („Friedi“), * 1923 † 2018
ist eine Tochter von Anna Alsch (geborene Fenzl) und Franz Alsch. Nachdem die Mutter 1944 gestorben ist und der Vater 1945 in russische Kriegsgefangenschaft gekommen war, betete sie für die Rückkehr des Vaters und verschrieb ihr Leben einem christlichen Orden.
Als Ordensschwester heiratete sie nicht und blieb kinderlos.
Ilse Alsch, * 1929 † 2012
ist eine Tochter von Anna Alsch (geborene Fenzl) und Franz Alsch. Sie blieb kinderlos und heiratete nicht.
Sie vermachte das Mehrparteienhaus in der Jeneweingasse noch zu Lebzeiten einem Mann, der nach Kriegsende in dem Mehrparteienhaus geboren worden war. Sie war dann sehr gekränkt, weil er das Haus verkaufte.